KINDER

MANCHMAL KANN ES SO EINFACHEN SEIN…

… und welche Nährstoffe dabei eine Rolle spielen

Ein Interview mit Sonja Puma, Cheftherapeutin für den Fachbereich Pädiatrie im DAS THERAPIEZENTRUM in Ausgsburg 

Die internationale Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10, Version 2015) unterscheidet bei den psychischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen in zwei Kategorien: Entwicklungsstörungen sowie Verhaltensstörungen und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend.
Diese Störungen beginnen immer im Kleinkindalter oder in der Kindheit. Charakteristisch ist, dass sich bestimmte Fähigkeiten oder Funktionen eingeschränkt oder verzögert entwickeln – und zwar Funktionen, die eng mit der Reifung des zentralen Nervensystems zusammenhängen.
Dazu zählen: Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache, eine Lese-Rechtschreib-Störung oder die Rechenstörung. Ebenso Störungen der Grobmotorik oder der Feinmotorik, die bekannte Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Nicht zu vergessen Störungen des Sozialverhaltens, beispielsweise eine anhaltende Aggressivität, eine Missachtung sozialer Regeln bis hin zu Ängstlichkeit und depressive Störungen. Um nur einige Beispiele zu nennen.

Frau Puma, Sie beschäftigen sich nun fast 30 Jahren mit Verhaltensstörungen bei Kinder und Jugendlichen. Müssten Sie ein Resümee ziehen, wie würde dies ausfallen?

So leid es mir tut, es so deutlich aussprechen zu müssen: Die Zunahme dieser Störungen erschreckt. Die Kurve zeigt steil noch oben und ein Ende ist bedauerlicherweise nicht in Sicht. Kaum eine Familie, die nicht davon betroffen ist. Ganz egal, ob wir von kleinen Kindern sprechen oder jungen Erwachsenen. Meist zum Leidwesen aller – Kind, wie auch Eltern. Und somit ist dann auch die gesamte Familie betroffen.

Sicherlich spielen zahlreiche Faktoren dabei eine Rolle. Dennoch, läßt sich aus Ihrer Sicht ein Hauptschuldiger benennen?

Völlig richtig, jedes Individuum ist anders und es sind immer mehrere Aspekte, die zu beachten sind. Aber Sie haben recht, es gibt in der Tat einen Schlüsselindikator, der nahezu bei allen immer der selbe ist. Es handelt sich dabei um die heute übliche Ernährungsweise. 

Wo genau liegt das Problem? Unsere Kinder essen ja. Wenn auch einige zu viel, andere wiederum zu wenig.

Das ist erst einmal nicht der Grund. Eher ein Resultat, denn Essstörungen haben ja Ursachen. Die Natur hat bestimmt, dass wir bestimmte Nähstoffe in ausreichendem Maße zu uns nehmen müssen. Eine Unterversorgung bei Mineralien, Vitaminen, Spurenelementen oder sekundären Pflanzenstoffe hat Konsequenzen. Besonders gravierend trift dies bei den essentiellen Stoffen auf. Also die, die lebensnotwendig sind und die der Körper selbst nicht produzieren kann. Allen voran die Fettsäure Omega-3, bestehend aus ALA, EPA und DHA.

Was ist an diesen Fettsäuren so besonders?

Nehmen wir das Thema Lern- und Konzentrationsstörungen. Unser Gehirn besteht zu 70% aus Fett. Eine ausreichende Menge an DHA ist für die Entwicklung des Gehirns, der Intelligenz und seiner Funktionalität verantwortlich. Dies haben unzählige Studien klar nachgewiesen. Mit diesen Fettsäuren legen wir den Grundstock, dass sich das kindliche Gehirn und seine Intelligenz entwickeln kann, um im späteren Leben Ruhe und Gelassenheit zu erfahren, aber auch beruflichen und sozialen Erfolg.

Und wie weiss ich, ob bei Kind diesbezüglich unterversorgt ist?

Kommt eine Familie mit signifikanten Symptomen zu uns, die auf Mangelerscheinungen hinweisen, testen wir im ersten Schritt das Kind auf seinen Omega-3-Index und sein Verhältnis zu Omega-6 dazu. Ein einfacher Bluttest, der Gewissheit gibt – ein kleiner Piks in den Finger und einige Tage später zeigt sich, was sich nahezu immer zeigt: Zu wenig Omega-3, zu viel Omega-6. Womit wir wieder bei der Ernährungsfrage sind. Denn alles, was Kinder so gerne essen – Pizza, Pasta, Burger, Pommes Frites – ist randvoll mit Omega-6.

Und diese Fettsäure ist schädlich?

Per se nicht. Omega-6 hat durchaus eine sinnvolle Funktion in unserem Körper. Doch die Statistiken aller Blutwertanalysen zeigen, dass man in der Regel viel zu viel davon hat. Oft 30 mal mehr, als gesund wäre. Dies schädigt die Gesundheit der Zellen auf nachgewiesener Weise. Die benötigten Nährstoffe gelangen kaum in die Zelle, können somit nicht verarbeitet werden und die bei der Verstoffwechselung entstanden Toxine können nicht ausgeschieden werden. 
(Siehe unterstehende Grafik, Anm. der Redaktion)

Worin äußert sich das dann? Welche Symptome geben einen Hinweis auf das genannte Missverhältnis. 

Allergien! Auch Lebensmittelunverträglichkeiten. Dann auch Schlafstörungen. Solche Kinder schlafen meist nur schlecht ein, wachen in der Nacht viel zu oft auf. Später dann fühlen sie sich den Anforderungen der Schule nur schwer gewachsen, was sich nicht selten in Depressionen und Neurosen äußert. Oft entgleiten sie den Eltern, flüchten in die Welt der Sozialen Medien, sondern sich ab und kompensieren es öfters mit einem gesteigerten Aggressionsverhalten – gelten dann fälschlicherweise als schwererziehbar. Ein Teufelskreislauf, der immer sanft und unbemerkt beginnt und dann aber  in einem Chaos enden kann, da Ursache mit Wirkung verwechselt wird.

Kann eine Ernährungsumstellung die Kehrwende sein?

Kann. Aber der Verzicht ungesunder Lebensmittel ist nur ein Teil. Man muss verstehen, dass die erforderlichen Mengen von EPA und DHA in unserer heutigen Zeit nicht mehr mit der Nahrung alleinig aufgenommen werden können. Die Studienlage schließt dies ganz klar aus. Die einzige Möglichkeit, die wir in solchen Fällen haben, ist die Zufuhr eines hochwertigen Omega-3-Fischöls. 

Also in Form einer medikamentösen Therapie?

Völlig falsch! Omega-3 ist ein essentielles Lebensmittel. Nicht anderes. Es ist kein Medikament, nicht einmal ein Nahrungsergänzungsmittel. Es sollte aus nachhaltigem, arktischen Wildfang stammen und es ist darauf zu achten, das es unter Laborbedingungen klinisch gereinigt wurde. Von Schwermetallen, Mikroplastik und ähnlichem. Es muss ein zu 100% reines Naturprodukt sein, weder synthetisch hergestellt, noch konzentriert. Außerdem ein sogenanntes Full-Spectrum-Öl, das die Bandbreite aller benötigten Fettsäuren komplett abdeckt. Deswegen ist von den allgemein bekannten Fischölkapseln an der Supermarktkasse dringend abzuraten. Die Produkte, die wir in unserer Praxis verschreiben, erfüllen hingegen alle genannten Kriterien.

Jetzt haben wir ausführlich über Kinder gesprochen, wie sieht es denn bei Erwachsen diesbezüglich aus?

Testen wir die Kinder, testen wir an besten auch gleich die Eltern mit. Sie können es sich ja schon denken: Auch deren Werte sind ähnlich schlecht, wie der Kinder. Empfehlen wir also bei Kindern die Einnahme, empfehlen wir dies auch den Eltern. Das hat unter anderem den großen Vorteil, dass das Öl dann im Familienverbund eingenommen wird, die Kinder hier also eine positive Gruppendynamik erleben. Denn nur eine regelmäßige, tägliche Einnahme garantiert Erfolge. Und die wünsche ich mir für meine Patienten am meisten.

Frau Puma, herzlichen Dank für dieses Gespräch und das Sie ihr Wissen mit uns geteilt haben. 

DIE GESUNDHEIT DER ZELLEN

Unsere Zellen sind von einer Membran ummantel. Ist diese gesund, ist sie weich und durchlässig. So können alle Nährstoffe in die Zelle gelangen und die durch den Stoffwechsel produzierten Abbaustoffe ungehindert wieder ausgeschieden werden.
Ist die Zelle allerdings geschädigt, die Membran hart und starr, gelangen die Nährstoffe nur noch schwer in die Zelle und die Abbaustoffe in Gegenzug nicht heraus. Dafür verantwortlich ist ein zu niedriger Omega-3 Gehalt und im Gegenzug, ein zu hoher Omega-6 Gehalt.
Außerdem können nur gesunde, weiche Zellen in die feinen Kapilargefäße unseres Blutkreislaufes gelangen, um den gesamten Körper effektiv mit Sauerstoff und den erforderlichen Nährstoffe zu versorgen. Immerhin besteht unser Blutkreislauf zu 90% aus diesen Micro-Kapilaren. Somit ein wesentlicher Faktor, der unseren Alterungsprozess massiv beeinflusst.

ÄRZTE ÜBER DIE BEDEUTUNG
VON OMEGA-3 FÜR KINDER

Dr. med. Volker Schmiedel

Ernährungsberaterin Saskia Johanna Rosenow

Dr. med. Ralf Kirkamm